Warum wir im Schwarzwald immer noch Cego spielen:
"Verkehrsabgelegene,
urständige Landschaften zeigen sich noch
heute dem Skat wenig geneigt."
Friedrich Schlager 1951
Liebe Cego-Freunde,
bitte beteiligt Euch!
Momentan läuft ein kleines Forschungsprojekt über die Herkunft des Cegospiels. Dafür interessiert uns vor allem, in welchen Regionen früher das "Dappen" gespielt wurde. Wir gehen davon aus, dass es das Vorgängerspiel war, bevor in Baden ab Anfang des 19. Jahrhunderts Cego "erfunden" wurde. Das Dappen gab es im Südschwarzwald zwischen Dreisamtal und Hausach im Kinzigtal. Außerdem sind wir über jeden Hinweis über Cego im Elsass froh.
Bitte fragt vor allem Eure (Ur-)Opas und (Ur-)Omas! Über Nachrichten an
achim(at)cego.de
freue ich mich sehr.
Sucht ihr Mitspielmöglichkeiten, oder bietet Ihr welche an?
Bei Facebook gibt es eine Gruppe die heißt "Cego ". Dort können sich Cego-Begeisterte zusammenfinden, über Regeln fachsimpeln, sich zum Spielen verabreden und über regelmäßige Cego-Treffen informieren. Außerdem werden alle Fragen zu historischen Karten beantwortet
Die neusten Beiträge findet ihr hier:
François Kechler war ein Kartenmachers aus Kehl, der 1780 heiratete und 1799 dort starb. Wie andere Kartenmacher in der Region (Krebs in Freiburg, Süß in Stuttgart, Benoist in Straßburg oder Wespin in Mannheim) stellte auch er Tarotkarten her. Aber eine Tatsache macht sein Blatt herausragend. Zwei Museen (das Nordico in Linz und das Augustinermuseum in Freiburg) haben jeweils eines seiner Kartenblätter, das jeweils von den Spieler auf 54 Karten gekürzt wurde. Damit ist es momentan das älteste reduzierte Kartenblatt. Zwei identische Blätter im Britischen Museum London und in Prag sind noch fast vollständig mit 78 Karten. Das heißt dies ist ein starker Hinweis darauf, dass zu dieser Zeit in der 2. Hälfte es 18. Jahrhunderts in Südwestdeutschland neben den Großtarockvarianten mit 78 Karten bereits Tapp-Tarock-Varianten (im Badischen wahrscheinlich das Dappen) bekannt waren. Es ist ein Fund, das die Vermutungen der Tarockkundler McLeod unterfüttern, dass das Dappen bereits ein gutes Stück älter ist, als das Cegospiel, das erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfunden wurde. Danke an das Nordico Stadtmuseum Linz dass ich die Karten hier zeigen darf und Thierry Depaulis für den Hinweis auf dieses Museum.
Dies ist im Vergleich zum Tarot de Maseille ein Tarot de Besoncon. Ein Blatt, bei denen Päpstin und Papst auf Trumpf 2 und 5 durch Juno und Jupiter ersetzt wurde. Trumpf 3 und 14 fehlen.
Die Karten mit italienischen Farben (Kelche, Münzen, Schwerter und Stäbe) wurden in Südwestdeutschland im Übergang zum 19. Jahrhundert von den französischen Farben Herz, Karo, Kreuz und Schufle verdrängt.
Kelche und Münzen sind auf die Trümpfe 1 bis 4 verkürzt und Schwerter und Stäbe auf 7 bis 10. Münze 3 fehlt.
Josef Wenzel Fürst zu Fürstenberg 17228- 1783
Am 6. Juli 1777 erließ Josef Wenzel, Fürst zu Fürstenberg die erste Spielkartensteuer. Im Erlass sind neben "kleine Karten" auch Tarock-Karten erwähnt. Die Steuer pro Tarock-Blatt betrug 12 Kreuzer. Im Vergleich zu den kleinen Karten die nur 6 Kreuzer kosteten, waren damit Tarock-Karten also recht teuer. Ein Handwerksgeselle musste damals 2 Stunden arbeiten um sich alleine die Steuer für ein neues Kartenblatt leisten zu können. Wie hoch die Preise für Spielkarten damals lagen ist leider (noch) nicht bekannt.
Häufig waren die Wirte im Besitz der Karten und stellten Sie den Wirtshausbesuchern zu Verfügung. Sie sorgten also für das Unterhaltungsprogramm, ähnlich den Wirten bei denen man heute Fußball gucken kann.
Nachgewiesen wurde die Kartensteuer durch einen Steuerstempel auf dem Kelch- oder Karo König, je nachdem ob es sich um ein Blatt mit italienischen Bildern handelt oder um ein Blatt mit französischen. 10 Gulden Strafe musste man zahlen, wenn man mit einem ungestempelten Blatt gespielt hat ( Für diese Strafe musste ein ertappter Handwerksgeselle oder ein Wirt damals fast 2 Wochen arbeiten).
Zu dieser Kartensteuer gibt es zwei nette Geschichten. Die erste aus Kappel bei Lenzkirch:
"In Kappel war es 1790 der Bierwirt Balthasar Löffler, bei dem das Tarockspiel und das französische Kartenspiel sicherstellte, weil sie ungestempelt waren (also nicht zur Kartensteuer herangezogen waren). Dazu erklärte Löffler, dass er die „alte Tarock-Karten … vor ungefähr 5 Jahren von Rochus Bauman, einem Bedienten des Herren von Hartenberg seel. zum Geschenk erhalten, mit welchen niemahls gespielt worden seye, indem die Kappler das Tarockspiehl nicht verstehen; was das kleine Kartenspiehl anbelange, könne er selbst nicht leugnen, daß solches sehr schmuzig aussehe; doch wisse er eigentlich nicht, ob darmit gespielt worden seye oder nicht, sonst habe er immer gestempelte Karten in seinem Hause“.
Mit dieser Aussage erreichte Löffler immerhin einen 40%-prozentigen Strafnachlass.
Und eine Geschichte aus Hüfingen:
"Bei dem 1778 in Hüfingen bei dem Sonnenwirt Johann Baptist Vetter sichergestellten Tarockspiel erklärte dieser, dass unter seinem Vorgänger Franz Joseph Burkart „einige Gäste“ Tarock „samt den Marquen“ gespielt hätten. Das Kartenspiel sei allerdings mittlerweile unvollständig und daher nicht mehr spielbar. "
Waren die fehlenden Karten tatsächlich verloren gegangen oder hat man damals schon einige Leere raussortiert um mit dem ursprünglich 78 Karten umfassenden Tarockblatt Dappen zu spielen? Man wird es wahrscheinlich nie herausfinden.
Danke für diese Dokumente an Dr. Jörg Martin vom Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen
Spielkartensteuer vom 6. Juli 1777Ganz herzlichen Dank an Dr. Jörg Martin vom Fürst zu Fürstenbergischen Archiv.
Die folgenden Karten sind im Elsass entstanden, zu einer Zeit in der das Elsass zu Frankreich gehörte (vor 1870), hergestellt von Werber & Cie in Strasbourg. Hinweis darauf geben die französischen Beschriftungen. Die Karte wurde zwischen 1830 und 1854 bereits von Jean-Georges Pflüger, ein Straßburger Schreibwarenhändler, Buchbinder, Grafiker und Kartenmacher, gedruckt und herausgegeben. Aufgrund der auf den Assen abgebildeten Denkmäler und Gebäude datiert Thierry Dapauli die Karten auf die Zeit zwischen 1840 und 1845. Das Blatt wurde ursprünglich auf jeden Fall mit 78 Karten hergestellt. Als Pflüger 1854 sein Geschäft schloss, wurden die Kupferplatten von Werber & Cie und/oder von J. Bader übernommen. Die Karten sind genau gleich, der einzige Unterschied besteht darin, dass in der Zeile auf den Bildkarten, in der der Name des Kartenmachers steht, Pflüger wurde entweder durch J. Bader oder wie bei diesem Blatt durch Werber & Cie ersetzt. Leider sind diese beiden Kartenmacher heute völlig unbekannt. Man weiß heute auch nicht mehr wer der beiden wem vorausging, aber sie waren eindeutig Nachfolger Pflügers, und das vor 1870. Danke Thierry Depauli für die Infos.
Erhalten geblieben sind in diesem vorliegenden Blatt 53 Karten. Eine Bildkarte fehlt. Diese Verzierungen der Asse sind bei Tarockkarten im vergleich zu Skatkarten aus der Zeit wesentlich seltener. Merkwürdig auch, dass alle Asse erhalten sind. Sollte mit dem Blatt im Elsass gespielt worden sein, wäre das ein Hinweis darauf, dass in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wie auf badischer Seite auch mit 54 Karten gespielt wurde. Bemerkenswert die Tatsachen, dass alle Asse im Spiel waren. Damit wären wohl in den Elsässischen Varianten andere Leere im Spiel als beim Cego.
Diese Vermutung kam mir schon bei einem anderen Tarot-Blatt aus meiner Sammlung, das in Straßburg in den 20er, 30er oder 50er Jahren des 20. Jahrhunderts verkauft wurde. Auch hier wurden einige Karten von den ursprünglich 78 weniger bespielt, sie wurden also je nach Spiel raussortiert, so dass die Vermutung besteht, dass beim Spiel mit 54 Karten in allen Farben die Asse und Trumpf 10-8 im Spiel waren. Ulf Martin vermutet, dass in diesem Fall folgende Stichfolge wahrscheinlich war: König, Dame, Ritter, Bube, As, 10, 9, 8. Diese Stichfolge taucht auch in anderen französischen Spielen auf.
Auf den Trümpfen werden viele unterschiedliche Szenen dargestellt. Es gehört damit zu den enziklopädischen Tarocken.
Danke Klaus Jürgen Schulz für die Bilder und die Informationen.
Diskutiert wird heute, ob auch im Elsass vor dem 2. Weltkrieg Cego gespielt wurde oder ob es andere Tarockvarianten waren. Spannend in diesem Zusammenhang auch die Frage ob die Französischen Elsässer nach anderen Regeln gespielt haben, als die Alemannischen. Es gab beispielsweiße in Straßburg um 1850 eine "Société des Tappeurs". Das "Tappen" war aber wohl um 1850 bereits vom Aussterben bedroht. Um die Forschung über elsässische Tarockvarianten hat sich bislang Thierry Depaulis verdient gemacht, sie steckt aber momentan noch in den Kinderschuhen.
In Baden gibt es wie oben erwähnt noch das Dreierles und das Dappen, aus denen sich das Cego mit hoher Wahrscheinlichkeit heraus entwickelt hat.
Michael Dummet, John McLeod und Ulf Martin haben viele Tarockspiele beschrieben und miteinander verglichen.
Die Fachleute gehen davon aus, dass die beiden Spiele zu den so genannten Tapptarocken gehören. In diese Familie gehört auch Le Tape aus dem Schweizer Kanton Fribourg, Troggu und Dappä aus dem Kanton Wallis und Doppen aus Österreich. Im Buch A History of Games played with Tarock Pack . Die Spiele sind im Kapitel "Tapptarock" beschrieben.
Wann und von wo nach wo sich die Spiele genau verbreitetet haben, ist wie bereits erwähnt noch nicht abschließend geklärt.
Danke Ulf Martin aus Berlin, der mich auf diese Zusammenhänge aufmerksam gemacht hat.
Eine Zusammenfassung über unterschiedliche
Tarockspiele in Europa (in Englisch). Für Dreierles- und Dappenspieler interessant,
sind die Kapitel 15.17 Doppen und 15.23 Le Tape.
Die Dreierles-Regeln wurden von Ulf Martin
in www.pagat.com veröffentlicht.
Hier die Dappenregeln wie es in
Breitnau, Buchenbach und Furtwangen gespielt wird.
Ein Tarot de Marseille gedruckt kurz vor 1800 von der Firma Krebs in Freiburg. Es ist meines Wissens das erste Tarockblatt, das in Freiburg hergestellt wurde. Wenn man davon ausgeht, dass das "Urtarock" in den Schwarzwald aus der Schweiz kam, ist es nachvollziehbar, dass die ersten "Cegokarten " so aussahen, denn auch die Schweizer haben damals mit diesen Karten gespielt. (Nachdruck aus 1984 von Piatnik) Sammlung Laber
Diese Regel ist geschrieben von Dr. Friedrich Schlager aus Rastatt. Es gab sie in unterschiedlichen Layouts von den 1950er bis in die 1970er Jahre. Schlager war in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts der "Cego-Papst". Von ihm stammt die erste Veröffentlichung über die Geschichte des Cegos: "Das badische Nationalspiel „Cego“ und die anderen in Baden und an Badens Grenzen volksüblichen Kartenspiele" von 1951.
Damit ist hier eine einigermaßen aktuelle und kompetente Regel aus dem "Hohen Norden" verewigt. Rastatt gehört heute zu den nördlichsten Gebieten in denen aktuell noch Cego gespielt wird. Interessant z. B. ist in dieser Regel, dass der Bettel den Soli aussticht, oder dass alle "Cego fort" sagen dürfen. Der "Räuber" heißt hier "Ramsch" wie beim Skat.