Warum wir im Schwarzwald immer noch Cego spielen:
"Verkehrsabgelegene,
urständige Landschaften zeigen sich noch
heute dem Skat wenig geneigt."
Friedrich Schlager 1951
Liebe Cego-Freunde,
bitte beteiligt Euch!
Momentan läuft ein kleines Forschungsprojekt über die Herkunft des Cegospiels. Dafür interessiert uns vor allem, in welchen Regionen früher das "Dappen" gespielt wurde. Wir gehen davon aus, dass es das Vorgängerspiel war, bevor in Baden ab Anfang des 19. Jahrhunderts Cego "erfunden" wurde. Das Dappen gab es im Südschwarzwald zwischen Dreisamtal und Hausach im Kinzigtal. Außerdem sind wir über jeden Hinweis über Cego im Elsass froh.
Bitte fragt vor allem Eure (Ur-)Opas und (Ur-)Omas! Über Nachrichten an
achim(at)cego.de
freue ich mich sehr.
Sucht ihr Mitspielmöglichkeiten, oder bietet Ihr welche an?
Bei Facebook gibt es eine Gruppe die heißt "Cego ". Dort können sich Cego-Begeisterte zusammenfinden, über Regeln fachsimpeln, sich zum Spielen verabreden und über regelmäßige Cego-Treffen informieren. Außerdem werden alle Fragen zu historischen Karten beantwortet
Die neusten Beiträge findet ihr hier:
Die folgenden Karten sind im Elsass entstanden, zu einer Zeit in der das Elsass zu Frankreich gehörte (vor 1870), hergestellt von Werber & Cie in Strasbourg. Hinweis darauf geben die französischen Beschriftungen. Die Karte wurde zwischen 1830 und 1854 bereits von Jean-Georges Pflüger, ein Straßburger Schreibwarenhändler, Buchbinder, Grafiker und Kartenmacher, gedruckt und herausgegeben. Aufgrund der auf den Assen abgebildeten Denkmäler und Gebäude datiert Thierry Dapauli die Karten auf die Zeit zwischen 1840 und 1845. Das Blatt wurde ursprünglich auf jeden Fall mit 78 Karten hergestellt. Als Pflüger 1854 sein Geschäft schloss, wurden die Kupferplatten von Werber & Cie und/oder von J. Bader übernommen. Die Karten sind genau gleich, der einzige Unterschied besteht darin, dass in der Zeile auf den Bildkarten, in der der Name des Kartenmachers steht, Pflüger wurde entweder durch J. Bader oder wie bei diesem Blatt durch Werber & Cie ersetzt. Leider sind diese beiden Kartenmacher heute völlig unbekannt. Man weiß heute auch nicht mehr wer der beiden wem vorausging, aber sie waren eindeutig Nachfolger Pflügers, und das vor 1870. Danke Thierry Depauli für die Infos.
Erhalten geblieben sind in diesem vorliegenden Blatt 53 Karten. Eine Bildkarte fehlt. Diese Verzierungen der Asse sind bei Tarockkarten im vergleich zu Skatkarten aus der Zeit wesentlich seltener. Merkwürdig auch, dass alle Asse erhalten sind. Sollte mit dem Blatt im Elsass gespielt worden sein, wäre das ein Hinweis darauf, dass in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wie auf badischer Seite auch mit 54 Karten gespielt wurde. Bemerkenswert die Tatsachen, dass alle Asse im Spiel waren. Damit wären wohl in den Elsässischen Varianten andere Leere im Spiel als beim Cego.
Diese Vermutung kam mir schon bei einem anderen Tarot-Blatt aus meiner Sammlung, das in Straßburg in den 20er, 30er oder 50er Jahren des 20. Jahrhunderts verkauft wurde. Auch hier wurden einige Karten von den ursprünglich 78 weniger bespielt, sie wurden also je nach Spiel raussortiert, so dass die Vermutung besteht, dass beim Spiel mit 54 Karten die Asse und Trumpf 10-8 im Spiel waren. Ulf Martin vermutet, dass in diesem Fall folgende Stichfolge wahrscheinlich war: König, Dame, Ritter, Bube, As, 10, 9, 8. Diese Stichfolge taucht auch in anderen französischen Spielen auf.
Auf den Trümpfen werden viele unterschiedliche Szenen dargestellt. Es gehört damit zu den enziklopädischen Tarocken.
Danke Klaus Jürgen Schulz für die Bilder und die Informationen.
Diskutiert wird heute, ob auch im Elsass vor dem 2. Weltkrieg Cego gespielt wurde oder ob es andere Tarockvarianten waren. Spannend in diesem Zusammenhang auch die Frage ob die Französischen Elsässer nach anderen Regeln gespielt haben, als die Alemannischen. Es gab beispielsweiße in Straßburg um 1850 eine "Société des Tappeurs". Das "Tappen" war aber wohl um 1850 bereits vom Aussterben bedroht. Um die Forschung über elsässische Tarockvarianten hat sich bislang Thierry Depaulis verdient gemacht, sie steckt aber momentan noch in den Kinderschuhen.
In Baden gibt es wie oben erwähnt noch das Dreierles und das Dappen, aus denen sich das Cego mit hoher Wahrscheinlichkeit heraus entwickelt hat.
Michael Dummet, John McLeod und Ulf Martin haben viele Tarockspiele beschrieben und miteinander verglichen.
Die Fachleute gehen davon aus, dass die beiden Spiele zu den so genannten Tapptarocken gehören. In diese Familie gehört auch Le Tape aus dem Schweizer Kanton Fribourg, Troggu und Dappä aus dem Kanton Wallis und Doppen aus Österreich. Im Buch A History of Games played with Tarock Pack . Die Spiele sind im Kapitel "Tapptarock" beschrieben.
Wann und von wo nach wo sich die Spiele genau verbreitetet haben, ist wie bereits erwähnt noch nicht abschließend geklärt.
Danke Ulf Martin aus Berlin, der mich auf diese Zusammenhänge aufmerksam gemacht hat.
Eine Zusammenfassung über unterschiedliche
Tarockspiele in Europa (in Englisch). Für Dreierles- und Dappenspieler interessant,
sind die Kapitel 15.17 Doppen und 15.23 Le Tape.
Die Dreierles-Regeln wurden von Ulf Martin
in www.pagat.com veröffentlicht.
Hier die Dappenregeln wie es in
Breitnau, Buchenbach und Furtwangen gespielt wird.
Ein Tarot de Marseille gedruckt kurz vor 1800 von der Firma Krebs in Freiburg. Es ist meines Wissens das erste Tarockblatt, das in Freiburg hergestellt wurde. Wenn man davon ausgeht, dass das "Urtarock" in den Schwarzwald aus der Schweiz kam, ist es nachvollziehbar, dass die ersten "Cegokarten " so aussahen, denn auch die Schweizer haben damals mit diesen Karten gespielt. (Nachdruck aus 1984 von Piatnik) Sammlung Laber
Diese Regel ist geschrieben von Dr. Friedrich Schlager aus Rastatt. Es gab sie in unterschiedlichen Layouts von den 1950er bis in die 1970er Jahre. Schlager war in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts der "Cego-Papst". Von ihm stammt die erste Veröffentlichung über die Geschichte des Cegos: "Das badische Nationalspiel „Cego“ und die anderen in Baden und an Badens Grenzen volksüblichen Kartenspiele" von 1951.
Damit ist hier eine einigermaßen aktuelle und kompetente Regel aus dem "Hohen Norden" verewigt. Rastatt gehört heute zu den nördlichsten Gebieten in denen aktuell noch Cego gespielt wird. Interessant z. B. ist in dieser Regel, dass der Bettel den Soli aussticht, oder dass alle "Cego fort" sagen dürfen. Der "Räuber" heißt hier "Ramsch" wie beim Skat.