Die Tarockverwandschaft

Die liebe Verwandtschaft

-oder-

Cego in der Tarockfamilie




Allgemeines


Am besten erkennt man Tarockkarten an den 21 Trümpfen, dem zusätzlichen "Gstieß" und den 4 Rittern. Mit diesen Karten wird heute noch vor allem in Frankreich und in Österreich gespielt, aber auch in einigen anderen Europäischen Ländern gibt es vereinzelt noch Tarockspieler, wenngleich sie in vielen Regionen eher auf dem absteigenden Ast sind.


Die zwei engsten Verwandten des Cegos sind ohne Zweifel die badischen Kartenspiele Dappen und das Dreierles (Siehe Kapitel Geschichte und Regeln). Sie gehören wie das Cego auch zu den so genannten Tapptarocken. Spiele die zu dieser Familie gehören, gibt es noch in Österreich, in der Schweiz und in Baden. Die Tapp-Tarocke werden in der Regel mit 54 Karten gespielt und meist spielt einer gegen den Rest. Die Tarockspiele in Italien und Frankreich unterscheiden sich zum Teil deutlich.  Hier die wesentlichen Unterschiede kurz zusammengefasst:


Der Gtieß


Der Gtieß ist bei den Tapptarocken der höchste Trumpf. Er heißt in anderen Ländern Mato, Escuse, oder Sküs . In Frankreich und Italien ist er nicht der höchste Trumpf, sondern eine Art Joker, den man spielen kann, wenn man beispielsweise eine Farbe nicht bedienen will. Er sticht dort nicht, er zählt aber immer für den Besitzer der Karte und nicht für den Gewinner des Stiches. Nur in zwei Gegenden (Wallis und Baden), gibt es Spiele (bei und das Dappen) in denen er „sowohl als auch“ verwendet werden kann.


Mit wie vielen Karten wird gespielt


Auch wenn es Übergangsformen gibt, wird in Italien und Frankreich meist noch mit 78 Karten gespielt. Dies war wahrscheinlich auch im „Rest-Deutschland“ im 19. Jahrhundert noch der Fall. In Österreich wo Tapptarockspiele gespielt werden, sind Spiele mit 78 Karten im 20. Jahrhundert so gut wie ausgestorben. Heute wird auch in Österreich nur noch mit 54 Karten gespielt. Da auch Cego mit 54 Karten gespielt wird, ging man lange davon aus, dass der Österreichische Tarock der direkte Vorfahre des Cegos war.


Wie entstehen die Spieler-Teams


Bei den Tarockspielen gibt es große Unterschiede wie die Teams entstehen: Zum Beispiel gibt es in Italien 3-Spieler-Spiele, bei denen jeder Spieler für sich selbst spielt und 4-Spieler-Spiele, bei denen es zwei feste Teams gibt. Die Partner sitzen sich gegenüber. Bei diesen Spielen wird nicht gesteigert – die Karten werden ausgegeben und gespielt.

Bei den Tapptarocken wird immer gesteigert. Dann spielt der Gewinner gegen den Rest. Zum Teil können auch „Mannschaften“ gebildet werden. Das Steigern ist auch in Frankreich üblich.


Wer bekommt den Leger


Wer den Leger oder den Tapp bekommt ist auch sehr unterschiedlich. Ursprünglich bekam in Italien die zusätzlichen Karten derjenige der austeilt. Bei allen Varianten bei denen gesteigert wird, bekommt der Leger derjenige der spielt, um sein Blatt zu verbessern. Dies ist zwischenzeitlich in vielen Regionen üblich, auch in Frankreich und Teilen Italiens (Bologna und Piemont).



Ulti


Das verbreitetste Sonderspiel bei den Tarockspielen ist der Ulti. Ihn gibt es wahrscheinlich schon seit dem frühen 19. Jahrhundert. Er ist aus den Deutschen Regelwerken dieser frühen Zeit bereits bekannt und überall in Österreich verbreitet. Die Idee, mit einer niedrigen Karte den letzten Stich zu machen, stammt aus dem venezianischen Spiel „Trappola“ das dort schon im 17. Jahrhundert mit Ulti gespielt wurde. Er ist fast in allen Tarockvarianten eine zusätzliche Ansage (z.B. Solo mit Ulti). Dass es eine Steigerungsform ist, die ohne ein zusätzliches Spiel gespielt wird (also ohne Solo) gibt es ausschließlich beim Cego. Den Ulti in dem die letzten 3 Stiche mit Trumpf 1, 2 oder 3 angesagt werden können, gibt es nur im Schwarzwald und in Österreich. In wenigen Orten kann der Ulti auch noch angesagt werden, wenn man eine "Cego" oder "Eine" ersteigert hat.


Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sind dieser Spezial-Ultis im Schwarzwald entwickelt worden und wurden von dort aus nach Österreich exportiert. Dort wurde sie mit Vogelnamen belegt. Merkwürdig ist nach McLeod auch, dass man den Ulti in Österreich überall auch unangesagt gewertet bekommt. Das ist beim Cego nirgends der Fall. Sowohl die Vogelbezeichnungen und der nicht angesagte Ulti sind so bemerkenswert, dass man diese beiden Details wohl auch im Schwarzwald übernommen hätte, wären sie schon erfunden gewesen.


Eine große Besonderheit beim Cego ist wie bereits erwähnt, dass der Ulti nur angesagt gespielt und gewertet wird. Damit steht Cego im Vergleich zu  den anderen Tarockvarianten relativ alleine. Selbst beim Dreierles einer Mittelbadischen Tarockvariante braucht man den Ulti nicht anzusagen.  Bei vielen anderen Tarockvarianten kann der Ulti auch von den Gegenspielern gespielt werden und braucht nicht angesagt werden. Derjenige der den letzten Stich  mit der Geiß sticht bekommt auf jeden Fall Extrapunkte. Unangesagt natürlich weniger als angesagt. Danke Ulf Martin für diese Info.


Bettel


Der Bettel (oder das Bränteln) wird von Popowitsch und Johann Siegmund bereits 1772, in der "Vocabula Austriaca et Stiriaca" zum ersten Mal erwähnt. Es sei in dieser Zeit von Bayern oder Schwaben nach Wien gebracht worden, "...In Bayern, Schwaben und dem „Land über der Enz“ war es schon lange etabliert...".  Danke Richard Reuter und Paul Eaton für diese Information. Damit gehört auch der Bettel zu den etwas älteren Sonderspielen. Dies Sonderspiel entspricht im Skat, die Null. Das Skat ist erst zwischen 1810-1813 erfunden wurde Der Bettel ist damit eindeutig älter als die Null.


Räuber


Der Räuber ist eine „Erfindung“ aus dem 19. Jahrhundert. Es gibt ihn außer beim Cego nur in Österreich unter der Bezeichnung „Trischaken“, in Slowenien und in Tschechien. In Italien und Frankreich wird der Räuber nicht gespielt und auch in Deutschland wurde es außerhalb Badens nie gespielt. Wo es zuerst auftauche, in Baden oder in Österreich ist nicht bekannt. Es entspricht im Skat dem Ramsch. Wer die Regel von wem übernommen hat ist nicht überliefert.


Piccolo


Piccolo ist wohl eines der „modernsten“ Sonderspiele. Es wird erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts erwähnt, und wird außer im Cego nur in Österreich gespielt. Sein Ursprung hat es in einem Amerikanischen Spiel, dem „Boston Whist“.


Drescher


Möglicherweise ist der Drescher eine Badische Erfindung. Denn er wird ausschließlich im Cego gespielt. Damit ist es ein Kulturgut, das es zu erhalten gilt.




Eine Zusammenfassung  vom Michael Dummet und John McLeod über unterschiedliche

Tarockspiele in Europa (in Englisch) findet ihr unter folgendem Link. Für Dreierles- und Dappenspieler interessant,  sind die Kapitel 15.17 Doppen und 15.23 Le Tape. Von John McLeod stammen die Infos auf dieser Seite.

A History of Games played with the Tarock Pack
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