Immer wieder taucht der Begriff Caeco, Cäco, Ciego, Zigo oder Zego in alten Liedern oder Büchern auf. Dies kann Hinweise geben auf die Verbreitung des Spieles in der jeweiligen Zeit, oder auch Hinweise auf Regelvarianten. Daher will ich diesen Quellen hier eine separate Seite widmen. Die unterschiedlichen Schreibformen resultieren sicherlich daher, dass eine einheitliche Rechtschreibung erst ab dem Ende des 19. Jahrhunderts durch Duden eingeführt wurde.
Auszug aus einem Bier-Cäco-istischen – verlorengegangenen – Lehrgedicht vom Jahre 1833.
(Mit einer neuen Vor- und einer alten Nachrede.)
Quasi responsum ad carmen caesareum in Nro. 4.
Als ich beinah’ schon Hofrath war – also Schüler der Sputaris –
Da schrieb ich einen Commentar: „Bier-Cäco-Spiel in Praxis.“
Weil aber sich kein Drucker fand, ging dieses Werk in scriptis
Verloren dir, o Vaterland! – – im Strudel der Charybdis.
Doch dessen Inhalt – hochgelahrt – hab‘ spielend ich bis dato
Treu im Gedächtnis aufbewahrt, vom Sküs bis zum Pagato.
Und das Kapitel: „Vom Pagat“ heißt wörtlich sine falso –
– Oh höre es, wer Ohren hat! in Knittelversen also:
„Vom den Taroks im Cäcospiel hat Jeder, höh’rer Leitung
„Gemäß, verschied’nen Werth, der viel, der weniger Bedeutung;
„(So ist’s im Leben auch, gewiß in Dörfern und in Städtchen,
„Die Schulze ist der Sküs, der Bettelvogt’s Pagätchen).
„Es sind die Taroks numerirt, um ihrer Geltung wegen,
„Dem Höhern stets das Recht gebührt, das höhr’re Recht zum Stechen!
„Und weil nun das Pagätlein just mit Nummer 1 mitstreitet,
„Wird wunderselten ihm die Lust, des Stechens Lust bereitet. –
„Und was er sticht, der kleine Wicht – sind Rilpsen und Cavale,
„Und alle Farbenbilder und leere Blätter, alle.
„Was einseits ihm das Glück verwehrt, an Stichkraft ihm entzogen,
„Dafür hat sie ihm höhern Werth beim Zählen zugewogen.
„Denn Sküs und Einundzwanziger, und jeder Rilps alleine,
„Die zählen nie, ja niemals mehr, als der Pagat, der Kleine:
„D’rum schenke deine Spielweisheit ihm über alle Maaßen,
„Das sie, wenn ihn das Glück dir beut, ihn nimmermehr abfassen!
„Denn sein Verlust ist Deficit von mindestens fünf Augen,
„Und geht auch noch ein Rilpschen mit, dann siehst due zehn verrauchen.
„Deshalb, o Spieler! las Verstand, Einsicht und Klugheit walten,
„Und ist das Spiel in deiner Hand, Du mußt ihn nie behalten.
„Ja, leihet meinem Rath ein Ohr! risquirt nicht zu verwegen,
„Und singet all mit mir im Chor: „Den Kleinen muß man legen!“
Und also lautet „vom Pagat“ des Werkes Schluß-Kapitel,
Für welches mir ein Potentat verlieh’n den „Hofrath“stitel!
?*
_ (1833) [1856]. „Vom Pagat“ in Der Ortenauer Bote, Verkündigungs-Blatt für Amtsbezirke Offenburg, Oberkirch, Achern, Rheinbischofsheim, Kort, Gengenbach, Haslach und Wolfach, 5 Feb 1856, p. 80. Offenburg: J. Otteni. Danke Paul Eaton für die Recherche
Heinrich Hansjakob (* 19. August 1837 in Haslach; † 23. Juni 1916 ebenda). Er war Pfarrer, Politiker und Schriftsteller, und hat das Cegospiel als Achtzehnjähriger in Heidelberg gelernt und auch zuhause in Haslach im Kinzigtal gespielt. Alles in allem scheint Cego Mitte des 19. Jahrhunderts insbesondere bei den Studierten, Politikern, der Beamtenschaft und im Klerus sehr verbreitet gewesen zu sein. Hansjakob schreibt in seinen frühen Schriften "Caeco" und in späteren "Zego".
Folgende Zeilen stammen aus dem Buch "Aus meiner Studienzeit: Erinnerungen,"
Heidelberg, Georg Weiß, 1885. Z. B. auf Seite 111-2:
"Die zehn Gulden aber gab ich in den folgenden Wochen aus, um ein viel unnöthigeres Spiel zu lernen, das „Caeco“ nämlich. (…)
Und in der That hatte ich „Freunde“ bis in die Obersexta hinauf, von denen ich nicht bloß frühzeitig den „Comment“, sondern auch das Caecospielen lernte. Meine ersten öffentlichen Studien mit „Skis und Bagad“ machte ich im „obern Prinz“, einem feinern Bierlokal, das meist von österreichischen Offizieren besucht war. Ich erinnere mich noch lebhaft jenes Samstag-Nachmittags im Herbst 1855, da ich das erste Biercaeco mitmachte. Die Mutter hatte mir am Tage zuvor einen gekochten Schinken geschickt und den opferte ich als erste Hekatombe dem „Skis“. Er ward auf dem Zimmer des Obersextaners Wickert, des schönsten Studenten von damals, der später in holländischen Kriegsdiensten verschwand, verzehrt und dann zum „Caeco“ im Prinz geschritten. "
Auf Seite 112 kann man nachlesen dass sowohl um Geld wie auch um Bier gespielt wurde:
"Von jezt an bis zum zweiten Jahre meiner Universitätsstudien blieb ich ein leidenschaftlicher Verehrer des Caecospiels. Sowohl in Rastatt als in den Ferien ward fast täglich „getrockt“ und unzählige freie Nachmittage saß ich als Sextaner mit Freunden auf irgend einem Studentenzimmer an der Murg und machte „Geldcaeco“, dem dann in der Regel ein Biercaeco folgte, das den Abend verschlang."
Zuviel Cego zu spielen ist auch nicht gut! Zu diesem Ergebnis komm Hansjakob auf Seite 241:
"Haslach hatte sein Bezirksamt verloren, und B. [ein Advokate] ging von dannen, nachdem er eine ganze Generation hindurch an der Kinzig — Caeco gespielt. Denn dieses Spiel und ein guter Morgenschlaf bis in den Mittag hinein ließen ihm wenig Zeit, seine Prozesse zu gewinnen.
(…)
Kam ein neuer Beamter oder Geistlicher nach Haslach oder in dessen Umgebung und traf auf den Advokaten B. in der Gesellschaft, so war des Leztern erste Frage: „Können Sie auch Caeco spielen?“ Wurde diese verneint, so antwortete B. trogig: „Es ist eine Schande, wenn man 14 Jahre studirt hat und nicht Caeco spielen kann“.
Da Haslach 1857 das Bezirksamt verlor und nach dieser Quelle bis dahin bereits "eine Generation" (ca. 30 Jahre) Cego gespielt wurde, so kann man davon ausgehen, dass man bereits in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts dort Cego spielte.
Danke Thierry Depaulis für den Hinweis auf dies Quelle
Das folgende Lied wird in Simonswald noch gesungen und wirft historisch spannende Fragen auf:
Ich weiß, ich weiß, ich weiß ein schönes Haus,
zu Straßburg an der Strasse steh’n.
Da geht, da geht, da geht man ein und aus,
dass alle Leute sehen:
Hier wird gespielt zum Zeitvertreib „Solo“, „Solo“,
hier wird gespielt zum Zeitvertreib „Solo“, „Solo“, „Solo“
und wenn der liebe Sonntag kommt, seins alle Spielleut froh,
seins alle, seins alle Spielleut froh.
Jetzt fehlt, jetzt fehlt, jetzt fehlt der vierte Mann,
der auch noch „Solo“ spielen kann.
Heb „Schiefele“ ab, geb Trumpf dazu, geb zu, geb zu.
Heb „Schiefele“ ab, geb Trumpf dazu, geb zu, geb zu, geb zu.
Und wenn ich „Gstieß“ und „Mundle“ hab,
dann spiel ich „Solo“ du, dann spiel ich, dann spiel ich „Solo“ du.
Drei Jung.., drei Jung.., drei Jungfern aus der Stadt,
sie gingen einst spazieren.
Sie erhielten, sie erhielten, sie erhielten einen Rat,
über einen Musketiere.
Die eine zog eine goldene Uhr herfür, herfür,
die eine zog eine goldene Uhr herfür, herfür, herfür.
Eine solche Uhr, wie diese Uhr, hat jeder Musketier,
hat jeder, hat jeder Musketier.
Jetzt geht, jetzt geht, jetzt geht der Marsch ins Feld,
die Infanterie ist dazu auserwählt.
Die Trommel brummt, der Säbel winkt, ins Feld, ins Feld.
Die Trommel brummt, der Säbel winkt, ins Feld, ins Feld, ins Feld.
6000 Mann sind auserwählt, dazu seins wir bestellt,
dazu, dazu seins wir bestellt.
Danke an Elmar Vogt, der mich auf dieses Lied aufmerksam gemacht hat und Danke an Hans-Jürgen Wehrle aus Simonswald von den der Text kommt.
Dieses Lied weißt nach Straßburg, eine Stadt, die man mit Cego die letzten 100 Jahre eigentlich nie in Verbindung gebracht hat. Es singt über eine Steigerungsform den "Solodu" oder in dem Lied "Solo" Du. Den gibt es nur im Kinzigtal. Die Kinzig fließt in der Nähe von Straßburg in den Rhein!
Im folgenden Link sind die Noten zu dem das Cego-Lied gesungen wird. Es stammt ursprünglich von einem Lied, das ein anderes Kartenspiel besingt. Das sogenannte Solo. Zu diesem Liedtext schreibt Ulf Martin: "Beim Spiel "Solo" handelt es sich nicht um Cego, sondern um das "(Deutsche) Solo", welches im 19. Jh. sehr populär war (in Paul Hammer, "Die deutschen Kartenspiele", Leipzig 1811, hat es den ersten und längsten Eintrag). Solo ist eine Adaption des Quadrille-Spiels (mit 40 Karten) für das Skatblatt.
Ein Schwank.
Es gehen drei Uhlanen vom Spiele
Nach Hause in finsterer Nacht,
Da fällt in des Rothes Gewühle
Der Erste, und wird ausgelacht.
Er schreit: „Meine Herren! ich tappe!”
D'rauf brüllet der Zweite: „Ganz gut!”
Er hat den Bagatel, der Lappe!
Bagatel! sei auf deiner Hut!”
Noch während er höhnt, stürzt er schnelle,
Dumpf brummet der Erste: „Ein Zweiter ist da?”
Nun fällt auf der nämlichen Stelle
Der Dritte und heulet: „Nein! Tout le trois!”
Groß Topoltschan (Topoľčany)1816.
Das Gedicht ist von Von Joseph Freiherr von Auffenberg (Freiburg im Breisgau, 1798-1857),
Aus Polyanthea : Eine Sammlung verschiedener Gedichte
Siegen und Wiesbaden, 1844. Seite 60
Hier die Originalquelle. Thierry Depaulis, ganz herzlichen Dank für den Hinweis auf diese Quelle.
Das Gedicht beschreibt ein Tarockspiel das "Tappen" heißt. Joseph von Auffenburg kommt zwar aus Freiburg und hat dort studiert. Wahrscheinlich wurde in Freiburg damals schon "Gedappt", möglicherweise auch noch zu Dritt. Aber die Ansage "Tout le drois" ist im Schwarzwälder Dappen unbekannt.
Auffenberg hat den Schwank in Topoľčany in der Slowakei geschrieben, das damals noch zum Habsburger-Reich gehört hat. Er diente um 1815 in der österreichischen Armee. Dort gab es ein Regiment der Ulanen, von vorwiegend Adligen. Die Tatsache, dass die Ansage "Tout le drois" erwähnt wird, weißt aus meiner Sicht eher auf ein Österreichisches Tapptarock hin oder ein österreichisch eigefärbtes Dappen.
"Zigo! Du himmlisch edeles Vergnügen!
Erlauchter Spiele Königin!
Du kannst Verdruss und herben Schmerz besiegen,
Dein Reiz ergötzet Herz und Sinn.
Ja feierlich schalle der Jubelgesang
Fröhlicher Brüder bei Becher Klang.
Dem Bürger winken laut´re Abendsterne,
Er legt die Grillen auf die Seit´,
Er geht, auf dass er stets nur achten lerne
Des Lebens Ziel - die Einigkeit.
Ja feierlich schalle der Jubelgesang
Friedlicher Spieler bei Becher Klang.
Man gönne jedem sonst auch sein Vergnügen,
Das nach der Arbeit er sich wählt.
Zigo muss alles weitaus überwiegen,
Was selbst zur Jägerlust man zählt
Ja feierlich schalle der Jubelgesang
Friedlicher Spieler bei Becher Klang.
Hier fürchtet nicht den Hass verruchter Feinde!
Wer hat auch allen recht getan?
Behält man sich nur so viel wack´re Freunde,
Dass man noch Zigo spielen kann.
Ja feierlich schalle der Jubelgesang
Friedlicher Spieler bei Becher Klang.
Ist einer unter uns einmal gefallen,
Vom stolzen Skis getroffen schön,
So tönt ein Lied, wie üblich ist bei allen,
Die in der Grabes Klüfte geh´n.
Ja feierlich schalle der Jubelgesang
Friedlicher Spieler bei Becher Klang.
Die "Ode an das Zigo- Taroc-Spiel" ist in den Cegoregeln von 1860 veröffentlicht. Sie ist nach dieser Melodie zu singen. Herzlichen Dank für diese wunderschöne Gitarrenversion.